Ich kann mich sehr gut erinnern. Es war ein schöner Spätsommertag an der Gmundner Traun. Den ganzen Tag über hatte ich vereinzelt Fische gefangen, aber das große Steigen, auf das ich gewartet hatte, war ausgeblieben.
Jetzt war es neun Uhr abends und auf einmal ging es zur Sache. Die großen Fische hatten winzige Eintagsfliegen entdeckt und schlürften sie genussvoll ein. Mit zittrigen Fingern band ich eine Fliege ans Vorfach. Dann versuchte ich, einen Fische anzuwerfen, aber er stand zu weit draußen. Ich watete weiter ins Wasser hinein, schließlich stand ich bis zur Brust in der Strömung, aber es fehlten immer noch drei Meter. Links von mir stand ein Kollege, der die paar Meter locker meisterte. Er fing einen Fisch nach dem anderen.
Was machte er anders als ich?
Ein Profi packt aus
Ich kam mit dem Herrn später ins Gespräch. Kein Zufall, denn ich wollte wissen, mit welcher Ausrüstung er seine Weiten erzeilte. Dazu benutzte er eine Kohlefaserrute der Klasse 5 mit einer Länge von 8,6 Fuß (das sind 2,62 Meter) und eine 5-er WF-Schnur.
Und das Geheimnis? „Meine Rute und meine Schnur passen perfekt zusammen. Ich habe lange gebraucht, um diese Kombination aus einer kraftvollen Rute und einem perfekten Taper zu finden. Wollen Sie es ausprobieren?“. Natürlich wollte ich – und tatsächlich gelang es mir, ohne einen Doppelzug mehrere Meter weiter zu werfen als mit meiner eigenen Kombiation.
Welche Rute? Welche Schnur?
Bei der Rute kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen. Mein Tipp ist nur, dass sie etwa 8 oder 9 Fuß lang sein sollte, aber unter 10 Fuß, sonst wird es ungemütlich. Schnelle Ruten sind von Vorteil, aber auch langsame Ruten können richtige Meterfresser sein.
Was die Schnüre anbelangt, so habe ich kürzlich eine interessante Erfahrung gemacht. Meine alte Ritz P.P.P. wollte wieder einmal geworfen werden. Auf der Suche nach einer geeigneten Schnur erinnerte ich mich an einen Satzt von Jean-Pierre Thebault „Wenn Sie meine WF-Schnüre verwenden, brauchen Sie keinen Doppelzug mehr.“ Also montierte ich eine WF6-Thebault-Seidenschnur und los gings.
Die Schnur wirft fantastisch. Es liegt an ihrem speziellen Schnitt, der vom Meister selbst entworfen wurde. Thebault ist französischer Vizemeister im Präzisions- und im Weitwurf. Sein Erkenntnisse hat er direkt ins Taper eingearbeitet. Auch als weniger geübter Werfer sind Sie damit in der Lage, weit zu werfen. Auch ohne Doppelzug. Wenn Sie mit der rechten Hand werfen und in der linken drei, vier Meter Schnur aufbewahren, schießen diese dem letzten Wurf hinterher so dass es eine reine Freude ist.
Was kann die Schnur nicht?
Bei sorgfältiger Prüfung bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass die Thebault-Seidenschnur in der WF-Ausführung eine tolle Distanzschnur ist. Leider hat sie einen kleinen Makel: Sie ist nicht gut für das Streamerfischen geeignet. Ich weiß nicht warum, aber hier ist eine DT-Schnur deutlich besser. Dennoch: Die Thebault WF-Schnur habe ich jetzt immer dabei, und jedes Mal macht es mir eine große Freude, wenn sie meine Fliege mit Schmackes an Stellen transportiert, die mir vorher nicht zugänglich waren. Eine ganz tolle Seidenschnur eines großen Meisters.
Noch schnell eine kleine Anmerkung: Die Seidenschnüre von Jean-Pierre Thebault brauchen lange bis sie perfekt eingeworfen, also weich sind. Lassen Sie sich die Zeit, eine wunderbare Schnur wird Ihr Dank dafür sein.
3 Kommentare
Danke für Deine sachkundigen Anmerkungen Willie. Ich glaube die 11-Fuß-Rute ist eine sehr feine Sache. Ich komme damit weit, habe die volle Schnurkontrolle und kann prima menden.
Um etwas weiter werfen zu können/müssen, habe ich eine andere Variante. Ich habe aufgehört mit Einhandruten zu fischen. Dieses ganztägige Wedeln (aus der Ferne meint man, der Typ vertreibt einen Mückenschwarm) ist mir schon länger gegen den Strich gegangen. Bei Flüssen ab etwa 18-20 Meter Breite fische ich 11-Fuss-Ruten. Damit kann ich das gegenüberliegende Ufer bequem abfischen. Ich fische mit zwei Händen, also halbe Kraft. Ich kann ein bis zwei x mehr menden durch die Länge der Rute.
Den Watanzug lasse ich immer öfter zuhause. Ich gehe kaum noch ins Wasser. Gummistiefel tun jetzt ihren Zweck.
Jeder macht es ein wenig anders.
Um etwas weiter werfen zu können/müssen, habe ich eine andere Variante. Ich habe aufgehört mit Einhandruten zu fischen. Dieses ganztägige Wedeln (aus der Ferne meint man, der Typ vertreibt einen Mückenschwarm) ist mir schon länger gegen den Strich gegangen. Bei Flüssen ab etwa 18-20 Meter Breite fische ich 11-Fuss-Ruten. Damit kann ich das gegenüberliegende Ufer bequem abfischen. Ich fische mit zwei Händen, also halbe Kraft. Ich kann ein bis zwei x mehr menden durch die Länge der Rute.
Den Watanzug lasse ich immer öfter zuhause. Ich gehe kaum noch ins Wasser. Gummistiefel tun jetzt ihren Zweck.
Jeder macht es ein wenig anders.