Fliegenfischen auf Nasen

Fliegenfischen auf Nasen

Mit der Fliegenrute auf Nasen

Ein Beitrag von Bernhard Niedermair

Ich fische nicht nur gerne auf Forellen und Äschen, sondern suche auch gezielt immer wieder neue Herausforderungen. Dazu gehört auch der Fang von Nasen (Näslingen), denn er ist extrem spannend und herausfordernd. Nachfolgend schildere ich Ihnen meine Erfahrungen und gebe Ihnen Tipps zum Fang der vorsichtigen Fische.

Massenhafte Fänge waren die Regel

In meiner Jugendzeit waren Nasen noch massenhaft in fast allen passenden Flüssen vertreten und wir – die den Nasen nachstellten damals noch mit Brot und Stoppelzeug – hatten schnell den Spitznamen „Näslingzupfer“. Aber wir fingen massenhaft Nasen.

Ich erinnere mich noch an laue Sommerabende, wo 40–50 Nasen über den Kescher geführt wurden und mancher davon als goldbrauner, appetitlich duftender „Steckerlfisch“ verspeist wurde. Aber die Zeiten haben sich geändert. Jetzt muss man Nasen suchen und darf sich absolut glücklich schätzen, wenn sie im Heimgewässer vertreten sind.

Nasenfischen heute

Ausdauer, Geduld und viel Zeit sollte man sich nehmen, wenn man vorhat, den Nasen nachzustellen und seinen Fokus auch darauf ausrichten. In den letzten Jahren habe ich an meinem Wasser viel beobachtet, bis es zu den ersten tatsächlich gefangenen Nasen mit der Nymphe kam. Auch viele leer ausgegangene Tage gab es reichlich und nicht selten geriet ich nahe an den Wahnsinn ob der Beissunlust dieser Fische. Und man muss zuerst die richtigen Spots finden, die von ihnen bevorzugt werden. Oft konnte ich Schwärme von 20–40 Fischen an solchen Spots beobachten. Einzelne Tiere brechen öfters aus dem Schwarm aus und kommen bis auf einen Meter an den Fliegenfischer heran.

 Das Set-Up für Nasen

Nasen sollten auf keinen Fall unterschätzt werden, darum verwende ich, wenn ich gezielt auf Nasen fische, nur eine Großfischrute (4m + / 7:3 oder 8:2), denn 50er Nasen fordern das Rückgrat einer Tenkara Rute enorm.

Die Tenkara-Wurfline nehme ich in einer Länge von 4m+ und das Vorfach ca. 3,5 m (manchmal auch 4 m) und einer Stärke von 0,18–0,16 mm. Speziell beim Nymphenfischen auf Nasen binde ich nach der Wurf-Line einen Sighter (Sichthilfe) ein (Länge ca. 1,0 m/#0,25 mm) und daran erst das passende Vorfach #0,16 mm, #0,18 mm oder größerer Spitzenstärke.

Die Nymphen

Ich habe viel experimentiert zur richtigen Nymphenwahl und bin leider bis jetzt auf keine 100 %-ig fängige Nymphe gekommen. Diese drei Nymphen haben sich aber immer wieder als sehr fängige Muster mit den Hakengrößen 10–14 und schweren Tungsten-Perlen (#3,5–4,5) bewährt.

Bei den Farben der Nymphen kann ich nicht sicher bestimmen, welche als Favorit gilt, aber man kann sagen, dass ich die besten Erfolge mit gold-braunem Körper und kupferfarber Perle gemacht habe. Der Bringer war auch immer wieder eine Bachflohkrebs-Imitation mit einem Körper aus Pfauenfibern (Algenimitation) vermischt mit hellbraunem Dubbing (Algenfäden) und fixiert mit grünem Draht

Meine Taktik

Die Nymphe sollte so früh wie möglich Bodenkontakt erreichen und stets über den Grund laufen. Darum verwende ich auch sehr gerne schwerere Tungsten-Perlen. Die Fische stehen in den Gewässern, wo ich sie befische, in ca. 30–60 cm tiefem Wasser, dadurch reicht ein normal langes Vorfach.

Meiner Erfahrung nach ist es egal, ob Monofil oder Fluorcarbon, aber es sollte regelmäßig auf Abrieb geprüft werden. Geworfen wird stromauf und dann stromab gefischt wie beim Barbenfischen nur feiner, was Schnur und Rutenklasse angeht.

Scheue Wasserbewohner sind die Nasen nicht wirklich und daher ist es auch nicht so tragisch, wenn sie überworfen werden. Ich stelle mich etwas unterhalb vom Schwarm und werfe die Nymphe über den ganzen Schwarm und lasse sie dann direkt in den Schwarm reintreiben.

Sobald die Schnur stoppt, kann es „Biss“ oder „Hänger“ bedeuten. Nicht zu hart anschlagen. Ein leichter Anhieb reicht aus, um das Vorfach auch nicht überzustrapazieren. Hänger werden auch sehr oft eintreten und Nymphen werden abreißen, aber da kommt die Geduld ins Spiel. Und auch nicht glauben, dass sich der Schwarm wie wild auf die Nymphe stürzt. Dies wird nicht eintreten. Ich hatte auf meine erste Nase dieses Jahr etwa 1,5 Stunden gefischt.

 Über die Nase

 Nasen agieren recht ähnlich wie Barben und Aitel. Nach meiner Erfahrung stehen Nasen im Hochsommer an flachen, aber doch recht stark strömenden Stellen, in einer großen Gruppe zusammen und ziehen immer wieder dieselben Bahnen und Runden.

Das Fressverhalten erkennt man unter anderem, ähnlich wie bei Barben, am Aufblitzen, Drehen und Abweiden der Steine. Dieser Fisch liebt sandigen und kiesigen Untergrund in klaren Gewässern.

 Für Angler ist die Nase ein spannender Zielfisch, denn sie liefert einen guten Drill und ist sehr wehrhaft. Aufgrund ihrer Vorsicht ist sie jedoch nicht leicht zu angeln und stellt daher eine Herausforderung für jeden Angler dar. Nasen haben meist eine Größe von 30–40 cm, erreichen aber Längen von über 50 cm.

Beisszeiten

Generell sind Sommer und Spätsommer eine sehr gute Zeit zum Beangeln der Nasen. Beim Auswerten meiner Fangstatistik habe ich festgestellt, dass ich die meisten Nasen im Juli, August und September gefangen habe (Juni und Oktober nur vereinzelt). Darum lege ich in diesen Monaten auch meinen Fokus auf den Nasenfang.

Die Nase ist ein dämmerungsaktiver Fisch, der vor allem morgens und abends aktiv ist und zu dieser Zeit natürlich gerne zubeißt. Aber auch wenn die Dämmerung seine bevorzugte Zeit ist, ist es keinesfalls unmöglich, eine Nase in den Mittagsstunden zu fangen. Denn je später das Jahr wird, verlagern sich die Beisszeiten in die Mittagsstunden.

Nahrung

Die Nase ist ein wahrer Nahrungsspezialist. Sie ernährt sich hauptsächlich von Pflanzen wie Algen, welche sie von den Steinen abschabt. Ihr schaberartiger Überzug am Unterkiefer hilft ihr dabei. Die Fische fressen aber auch wirbellose Tiere, die am Boden leben. Sie suchen am Grund nach Nahrung, drehen sich dabei auch oft auf die Seite, wobei die silbrigen Schuppen glitzern und den Standort des Fisches verraten. Grundsätzlich sind Nasen also Vegetarier, aber sie fressen auch gerne einmal Insekten oder andere Kleintiere.

 Die Ausnahme von der Regel

Gegen Abend sieht man sie bisweilen auch in ruhigen Bereichen Mücken und Insekten von der Oberfläche schlürfen. Von einem dieser Erlebnisse möchte ich noch kurz berichten. Eines Abends in der Dämmerung rührte sich beim Nymphenfischen längere Zeit überhaupt nichts. Also machte ich Pause und begann die Wasseroberfläche zu beobachten und bemerkte in einiger Entfernung im Schatten von überhängenden Sträuchern immer wieder einen Schwall an der Oberfläche. Steigende Äschen! Vorsichtig näherte ich mich dem Spot und ersetzte meine Nymphe durch eine kleine graue Trockenfliege und platzierte sie vorsichtig ein paar Meter oberhalb der immer wiederkehrenden Schwalle (es wurden mit jeder Sekunde mehr Fische, die die Oberfläche durchbrachen). Langsam trieb die Trockenfliege im Oberflächenfilm ab – ich hatte vergessen, sie zu fetten – und wurde genüsslich eingeschlürft. Doch mein Anschlag ging ins Leere. Nach einigen dieser Fehlreaktionen erinnerte ich mich an die Erfahrungen mit Aiteln und veränderte meine Taktik. Beim nächsten Schmatzer sagte ich in Gedanken „Mahlzeit“ und der Anhieb saß. Durch diese kurze Verzögerung erwischte ich den richtigen Moment und die Post ging ab. Einige spannende Minuten später löste ich den Fisch vom Haken und war erstaunt – eine nette Nase! Auch wenn Nasen oberflächenaktiv sind, ist beim Anhieb etwas Geduld und Selbstkontrolle ein Muss. Der Spuk der steigenden Fische war nach circa 15 Minuten vorbei und in dieser Zeit konnte ich noch zwei schöne Nasen landen.

 Rätselhafte Fische

Trotz der für mich durchaus respektablen Erfolge bleiben viele Fragen zum Fang dieser Fische, die sich allesamt nicht zu 100 Prozent beantworten lassen. Es hilft nur genaues Beobachten und entsprechendes Reagieren. Schade ist nur, dass in der Fliegenfischerei Nasen kaum Beachtung finden und nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie eigentlich verdienen. Wer eine kräftige Nase im fordernden Drill voller Action erlebt hat, der kann – so wie ich – durchaus süchtig danach werden. So rätselhaft und undurchsichtig ihr Verhalten ist, so sehr faszinieren sie mich. Aber es kann mitunter ein sehr, sehr verzweifeltes Fischen sein …

Fundstelle des Original-Beitrags

Ich danke Herrn Niedermair für diesen schönen Beitrag. Um den gleichlautenden Beitrag mit zusätzlichen Fotos zu lesen, klicken Sie bitte auf www.tenkara-austria.at.

Wenn auch Sie Interesse daran haben, einen Beitrag in meinem Fliegenfischer-Blog zu veröffentlichen, setzen Sie sich bitte mit unter finearts-flyfishing@email.de mit mir in Verbindung.

 

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