Ich stand an der Traun und warf und warf und warf. Ich fing keinen einzigen Fisch, nicht mal ein kleiner Biss. Da kam ein älterer Fliegenfischer auf mich zu und sagte „Da müssen Sie reinwerfen, da wo das Laub in die Trift getrieben wird. Da stehen die großen Fische!“ Ich folgte seinem Rat und fing eine kapitale Regenbogenforelle mit 52 Zentimetern.
Die Trift ist die Nummer eins
Viele unserer schönen Gewässer haben eine Trift. Das sind Strömungen unterhalb von Wasserfällen, die man leicht daran erkennt, dass sie Blasen und Laubreste transportieren. Diese Triften sind absolut fängige Stellen. Werfen Sie einen Bogenwurf stromauf und lassen die Fliege mitten in den Blasen schwimmen oder sinken. Stellen Sie sicher, dass sich die Fliege vor dem Vorfach befindet, sonst schöpft der Fisch Verdacht. Je gerader das Vorfach daherkommt, desto besser sind Ihre Aussichten auf einen guten Biss.
Keine Trift – was tun?
Eine Frage, die immer dann auftritt, wenn Sie an breite Gewässer ohne Wasserfälle kommen. Ich weiß noch gut, wie ich meinen ersten Fliegenfischerkurs beim Rudi Heger in Traunstein gemacht habe. Ich meinte immer, ein guter Fliegenfischer zu sein, aber mein Kursleiter zeigte mir in Nullkommanichts, dass ich ein blutiger Anfänger war. „Was müssen Sie diese arme Rute so quälen? Das ist eine Hardy Kohlefaser, eine wunderschöne weiche Rute. Geben Sie ihr Zeit, lassen Sie sie in Ruhe schöne Vorder- und Rückwürfe machen. Sie werden sehen, wie viel Freude Sie damit haben werden!“ Das tat ich dann auch – und fische meine alte 240 Klasse 5 immer noch mit großem Genuss. Vielleicht sogar mehr als früher.
Nicht das Tiefe, das Seichte ist spannend
Im gleichen Kurs ging es am Nachmittag ans Wasser. Da standen die 12 Wurfschüler bis zur Hüfte im Wasser und versuchten, in der tiefen Strömung Fische zu fangen. Der Kursleiter schaute sich seine Schüler an und meinte trocken: „Wollt ihr in diesem tiefen Wasser wirklich Fische fangen? Seid ihr überhaupt sicher, dass ihr auf die richtige Tiefe kommt? Hier müsst ihr zwei Meter runter, das heißt, ihr müsst erst einmal 30 Meter stromauf werfen, damit Eure Fliege so tief absinken kann!“ Betroffen schauten wir uns an. „Wie sollen wir denn sonst fischen? Wo stehen die großen Fische?“ Da grinste der Guide: „Sie stehen hier, genau vor Euren Füßen! Werft vom Ufer aus bequem stromauf, im knietiefen Wasser werdet ihr einen schönen Fisch nach dem anderen fangen.“ Wir folgen seinem Rat, und seitdem fische ich immer zuerst das Ufer ab, da, wo die flache Uferzone ins Tiefe übergeht. An meinem Bild können Sie diese dunkelgrüne Stelle sehr gut erkennen.
Was einen Könner ausmacht
In seinem Buch „Erlebtes Fliegenfischen“ schreibt Charls Ritz, dass er mit einem Fischer geangelt hat, der so viele Leerwürfe machte, dass der Fisch nicht mehr stieg. Mit einem einzigen guten Wurf machte Ritz diesen Fehler wett und servierte sauber stromauf. Der Erfolg gab ihm Recht, der Fisch hing.
Fakt ist: Nicht derjenige Fliegenfischer ist der beste, der am meisten wirft, sondern der, welcher am wenigsten Würfe braucht und dabei seine Fliege so aufsetzt und abtreiben lässt, als sei sie ein natürliches Insekt. Das ist unendlich schwierig, aber so einem Wurfkünstler zuzusehen, ist ein absoluter Genuss. Da stellt man die eigene Rute gerne weg und schaut andächtig zu. Solche Könner gibt es wenige, aber wenn Sie einem begegnen, lernen Sie von ihnen. In der Regel geben sie ihr Wissen gerne an die weniger erfahrene Fliegenfischer weiter.